Michel von Obentraut

Michel von obentraut
Auf den Spuren von dem "Deutschen Michel"
Hans-Michael Elias von Obentraut wurde 1574 geboren, als Sohn des kaiserlichen Rates Johann Barthel von Obentraut, der als Pfälzischer Oberamtmann vor weit über 400 Jahren auf der Stromburg (früher Fustenburg) oberhalb von Stromberg patriachalisch residierte.
Ursprünglich lebten die Eltern des Hans Michael Elias von Obentraut im rheinhessischen Oppenheim und Großwinternheim, bevor der Vater durch Kurfürst Friedrich von der Pfalz, in dem Hunsrück-Städtchen eingesetzt wurde.
Hans-Michael Elias von Obentraut trug zum Ruf der Deutschen als heimattapfere und unerschrockene Männer bei.
Den „Deutschen Michel“ hat es in seiner Gestalt tatsächlich gegeben, während es all die personifizierten National-Symbole anderer Völker - den „Uncle Sam“ der Amerikaner, den „John Bull“ der Engländer und die „Marianne“der Franzosen - als Person wahrscheinlich nie gegeben hat.
Mit einer Kugel der „Kaiserlichen“ Tillys in der Heldenbrust verstarb Hans Michel Obentraut auf dem Schlachtfeld von Seelze bei Hannover.
Der dreißigjährige Krieg
Es war im siebten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, der Deutschland zu einem einzigen Kriegsschauplatz gemacht hatte, auf dem sich die Völker Europas gegenseitig zerfleischten - und die Deutschen untereinander und gegenseitig wie so oft in ihrer Geschichte. Als der damals Einundfünfzigjährige auf dem Schlachtfeld starb, war er längst ein militärisch berühmter Mann, zuletzt im Dienst des Dänenkönigs als Generalleutnant der Kavallerie und eine der legendärsten Soldaten-Persönlichkeiten jener Zeit.
Seine militärischen Taten und Bravourstücke brachten ihm beim Freund, in Anspielung auf seinen Vornamen, den anerkennenden, beim Feind den Ruf des gefürchteten „Deutschen Michel“ ein, der seitdem erhalten blieb, wenn auch oft mit falschen Attributen behaftet.
Das einzige Bild, das von Hans Michael Elias von Obentraut existiert, ein Stich von Merian, zeigt den Stromberger Ratssohn im Küraß mit der charakteritischen Barttracht jener Zeit wie sie auch Gustav Adolf von Schweden und Wallenstein trugen. Zu dieser Zeit befehligte der General aus Stromberg eine Reiterarmee, die den gegnerischen Truppen das Leben schwer machte.
Der „General“ hatte eine militärische Blitzkarriere hinter sich: Nachdem ihm das Jura-Studium an der Heidelberger Universität seines pfälzischen Landesherrn wenig behagte, ließ er sich bei dessen Armee anwerben und befehligte bereits im Unionskrieg von 1610 eine Reitertruppe von 500 Mann.
Seine soldatische Sternstunde bescherte ihm indessen erst der 1618 ausbrechende Dreißigjährige Krieg, den er anfangs auf der Seite seines Landesherren, des unglücklichen „Winterkönigs“ gegen den in Prag residierenden Kaiser und die Truppen der katholischen „Liga“ führte. Bei Frankenthal in der Pfalz schlug er eine spanische Reiter-truppe unter dem Prinzen von Espinay vernichtend und entlastete dadurch die bei Worms liegenden Unionstruppen, unter Markgraf Johann Ernst, in deren Kampf gegen die bei Kreuznach unter Spinola versammelten Spanier. Die Spanier brachten damals als erste den Namen des „schrecklichen Miguel Aleman“ auf, dessen Blitzaktionen sie in Angst und Schrecken versetzten. Den Prinzen von Espinay, der wichtige Kriegspapiere mit sich führte kassierte Obentraut in dieser Reiterschlacht von Frankenthal gleich ab.
1621 verband er seine Truppen mit denen Mansfelds, befreite Frankenthal und trug 1622 wesentlich zum Sieg über die von Tilly geführten kaiserlichen Truppen bei Weisbach bei. Als er eine 1000 Mann starke Truppe, die Erzherzog Leopold zur Sperrung der Zugangswege ausgeschickt hatte, vernichtend schlug, mußte Leopold sogar die Belagerung von Hagenau aufgeben.
Drei Jahre später tauchte Obentrauts Name in dem wechselvollen Krieg erneut in den Annalen auf. Diesmal steht er als Generalleutnant im Dienst des Dänenkönigs Christian unter dessen Generalissmus, Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar.
Führer der katholisch-kaiserlichen Truppen war wiederum Tilly, der gerade Nienburg an der Weser belagerte.
Sein Versuch, die Stadt dadurch zur Kapitulation zu zwingen, daß er ihr die letzten Zugangswege abschnitt, indem er eine Schiffsbrücke über die Weser schlug und einige Regimenter über sie führte, machte Obentrauts tollkühne Kavallerie zunichte: er warf die bereits übergesetzten Truppen Tillys zurück, zerstörte die Brücke und zwang Tilly zum Abzug von der belagerten Stadt.
Obentrauts Vorschlag, die sich zurückziehenden Truppen Tillys zu verfolgen und zu schlagen, fand keine Gegenliebe.
Vielleicht hätte dies den Dreißigjährigen Krieg bereits 1625 entschieden. So konnte der Kaiserliche General seine Armee wieder sammeln und den Truppen des Dänenkönigs verstärkt entgegenziehen.
Bei Seelze an der Leine prallten die gegenerischen Heere aufeinander. In dieser Schlacht, am 25. Oktober 1625, endete die militärische Karriere und das Leben des, von Freund und Feind mit unterschiedlichen Gefühlen „Deutscher Michel“ genannten, Reitergenerals Obentraut.
Von einer Kugel in die Brust getroffen wurde Obentraut zur Kutsche des Grafen von Anhalt getragen.
Als Tilly vom Schicksal seines militärischen Widerparts erfuhr ritt er - so sagt es die Legende - herüber, um ihm seinen Respekt zu bezeugen. Das Gespräch zwischen den beiden, die sich aus früheren Friedenszeiten und Besuchen Tillys bei Obentrauts Vater auf der Stromburg her kannten, ist überliefert.
“Wie geht es Euch, Pfälzer Michel?“, fragte Tilly den Schwerverletzten. „Nun“ soll der geantwortet und auf seine die Uniform färbende Wunde gedeutet haben „ auf solchen Feldern wachsen solche Rosen!“ Sterbend soll er Tilly beschworen haben: “Die innere Feindschaft richtet uns zugrunde, denkt an das Reich Tilly.....“
In der Stadtkirche von Hannover fand Hans-Michael Elias von Obentraut nach vorläufiger Beisetzung in Seelze am 4. März 1628 seine letzte Ruhestätte. Ein Obelisk auf dem einstigen Schlachtfeld von Seelze erinnert an den „Deutschen Michel“ als der er in die Geschichte einging!
Daß spätere Zeiten die Figur des „Deutschen Michel“ ohne Kenntnis der geschichtlichen Hintergründe verfremdeten und ihn zum derb biederen oft schlafmützigen „Michel“ abstempelten, ändert nichts an der wirklichen Persönlichkeit des tapferen und zeitlebens seiner politischen Sache - des Protestantismus - treuen Stromberger Reitergenerals.
Quellenangabe: „Öffentlicher Anzeiger vom Freitag, 27. September 1974
Bericht über den „Deutschen Michel“ zum 400.ten Geburtstag von Günther Leicher
Bildquelle Denkmal in Seezen: Wikipedia, GNU Free Documentation License
- Literatur zum Deutschen Michel in der Touristinformation erhältlich